Hans Kalliwoda

Interventionskünstler, konzeptionell, experimentell, Kurator, Denker, Macher

Kunstinterventionen im öffentlichen Raum in einem philosophischen, ökologischen und nachhaltigen Kontext

Im Geschäftsleben nennt man sie Produkt-Champions. Menschen, die beauftragt sind, etwas Schwieriges in einer großen Kooperation zu erledigen, und die alles tun, um es richtig zu machen. Ich schätze seine Einstellung, und das Projekt (World in a Shell) ist technologisch sehr interessant, auch für mich”.

Ir Theo Wolters, Direktor Fabrique Invent, Delft

Mit seiner Intervention hat Hans viel dazu beigetragen, eine Delft University for Technology zu schaffen, an der wir jetzt Projekte durch verschiedene Fakultäten haben, an der nicht nur die Wissenschaft oder Forschungsergebnisse oder die Ausbildung zählen, sondern an der die Zusammenarbeit zwischen den Fakultäten für die Gesellschaft das Hauptziel ist. …Vielen Dank für das, was Sie für Delft getan haben”.

Prof. Dr. Ir Han Brezet, Chef der Abteilung Nachhaltigkeit der Technischen Universität Delft

(Auszug aus der Rede anlässlich des Symposiums in V2, April 2010)

‘Gute Kunst inspiriert, geniale Kunst bewirkt Veränderung’.

Symposium zur Symbiose von Kunst, Architektur, Wissenschaft & Nachhaltigkeit

V2 (Institute für instabile media, Rotterdam) 2010

mit Ute Meta-Bauer (Kuratorin MIT) Han Brezet (Nachhaltigkeit Prof. TUDelft) Rob Zwijenberg (Prof. Art&Science Uni Leiden)

Ute Meta-Bauer: „Ich empfehle (der TUDelft), Hans Kalliwoda einen Ehrentitel zu verleihen, … um Respekt und auch anregende Inspirationen zu erkennen, die sehr oft nicht aus den Bereichen stammen, aus denen wir sie erwarten. „

Symposium
The Polliniferous Project
‚Project Anywhere‘

Parsons Fine Art N.Y., 2014

Präsentation zur Korrelation zwischen Ökologie und sozialem Zusammenhalt für die menschliche Nachhaltigkeit im Rahmen meiner Doktorarbeit (Forschung durch künstlerische Praxis)

Vorträge zum Thema Schwarmintelligenz zur Inspiration für Top-Führungskräfte

World in a Shell – Polliniferous Projekt 2016

10 Vorträge zum Thema Schwarmintelligenz zur Inspiration für Top-Führungskräfte des niederländischen Ministeriums für Infrastruktur und Umwelt.

Interventionsprojekt „The future pollination Lab“ at „Europe by People“

Aktuelles

Forschung durch künstlerische Praxis und künstlerische Intervention als Auslöser für gesellschaftlichen Wandel.

Seit geraumer Zeit bildet die Bestäubung, sowohl die wörtliche als auch die metaphorische, Grundlage meiner künstlerischen Interventionen. Diese thematische Reise begann mit der Erforschung des Begriffs “bestäubend” und wurde später auf “bestäubende Aktivitäten” ausgeweitet, ein biologisches Konzept, das das Sammeln und Verbreiten von Pollen bezeichnet. Der Begriff “bestäubend” wird in zweierlei Hinsicht verwendet: Er findet Anwendung im Kontext der Bestäubung von Pflanzen durch Bestäuber und dient gleichzeitig als Metapher für den Künstler als Katalysator für Veränderungen durch intellektuelle Kreuzbestäubung und den lateralen Austausch von kulturellen Elementen.

Meine Interventionen manifestieren sich in Form von sorgfältig inszenierten Ereignissen, die in öffentlichen oder halböffentlichen Orten stattfinden. Diese Aktionen sind vielfältig strukturiert und vielschichtig, sowohl in der Planungsphase als auch bei ihrer Durchführung. Um diese vielfältigen Ebenen und Komplexitäten zu bewältigen, gründe ich eine künstlerische Stiftung, die sich aus erfahrenen Spezialisten, Ratgebern, Vermittlern und Freiwilligen zusammensetzt und mir so den erforderlichen Rahmen für eine kompetente Leitung dieser Projekte verschafft.

Foto: Ernst van Deursen

Kunst im öffentlichen Raum; die soziale Skulptur als Methodik

Das BeeTotem-Projekt ist eine interdisziplinäre Methode, um die Stadt in ein temporäres Naturreservat zu verwandeln, indem soziologische, ökologische und pädagogische Elemente durch performative Handlungen, Skulpturen und wissenschaftliche Forschung kombiniert werden.

Mit einer effektiven Strategie zur Förderung des gemeinschaftlichen Engagements im städtischen Umfeld werden spezifische BeeTotems für verschiedene einheimische Bienenarten geschaffen. Durch die Gründung verschiedener “BeeClans” in den Stadtvierteln können sich alle Bewohner, die in der gleichen Straße oder in unmittelbarer Nähe wohnen, aktiv beteiligen. Sie spielen eine zentrale Rolle bei der Schaffung eines attraktiven Umfelds für eine bestimmte Bienenart innerhalb der breiteren RefuBee-Population. Diese Zusammenarbeit gewährleistet das Florieren dieser lebenswichtigen Bestäuber im städtischen Umfeld.

Die akademischen und wissenschaftlichen Forschungskomponenten des Projekts “BeeTotems for RefuBees” konzentrieren sich auf die sozial-ökologischen Zusammenhänge. Die soziale Komponente wird anhand des Engagements des Einzelnen und als Gruppendynamik gemessen, während die ökologische Komponente durch quantitative Messungen einer bestimmten Bienenart analysiert wird. Jede Anlage wird als Einzelfallstudie behandelt.

Diese Intervention, welche als multidisziplinäres Projekt an der Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft beginnt, besitzt eine tiefgreifende konzeptionelle und experimentelle Dimension.

Es geht über seinen ursprünglichen Rahmen hinaus, indem es sozialen Zusammenhalt schafft, Wissen kultiviert und das Verständnis von Naturphänomenen fördert. Durch die direkte physische Einbindung in die natürliche Umgebung trägt es zu einer spirituellen und kulturellen Metamorphose bei.

Der Totemismus und die damit verbundenen Rituale gehen auf heidnische Traditionen zurück. Je nach kulturellen und ökologischen Gegebenheiten haben sich die Erscheinungsformen im Laufe der Jahrtausende verändert und weiterentwickelt. Die beabsichtigte Methode blieb jedoch konstant: die Beschäftigung der Menschen mit dem Totem, um sozialen Zusammenhalt zu schaffen und zu fördern.

Totemismus; eine akademische, projektbasierte Studie

In den letzten Jahrzehnten habe ich mit meinen künstlerischen Interventionen im öffentlichen und halböffentlichen Raum viele Menschen zu Fragen der Nachhaltigkeit und Ökologie inspiriert, aufgeklärt und engagiert. Offensichtlich spiegeln sich diese Eigenschaften in BeeTotem for RefuBees wider, das ökologisches Denken mit sozialen und ökologischen Gerechtigkeitsprinzipien verbindet. Innerhalb dieses inneren Wertegerüsts habe ich das Konzept des Totemismus, das mich als Phänomen schon seit einiger Zeit fasziniert, neu erfunden und maßgeschneidert.

Wir wissen nicht genau, wie lange es her ist, dass das erste Totem erschaffen wurde, vielleicht sogar zu der Zeit, als die Menschen noch in Höhlen an die Wände malten. Auf jeden Fall aber, bevor die Religionen entwickelt wurden und die Menschen noch so genannte “Heiden” waren. Die Spiritualität und der Glaube dieser Heiden waren meist von Naturphänomenen geprägt und davon, dass sie Teil der natürlichen Umwelt sind. Das kann man auch heute noch am Beispiel der indigenen Völker sehen. Die Religionen haben uns eingeredet, dass wir Menschen über der Natur stehen.

Wir alle kennen Totems von den nordamerikanischen Ureinwohnern, berühmt für ihren “Totempfahl” und möglicherweise den “Maibaum”, den man in Nord- und Mitteleuropa vor allem in Teilen Deutschlands, insbesondere in Bayern und Österreich, findet. Dies sind jedoch nur kleine Beispiele, denn wenn man in anderen Teilen der Welt und in anderen Kulturkreisen nach diesem Thema sucht, wird man viele verschiedene Ausdrucksformen finden.

Ich bin davon überzeugt, dass all diese Erscheinungsformen von Totems nicht statisch sind, sondern Entwicklungsprozesse durchlaufen – genau wie meine BeeTotems. Alle Totems haben eines gemeinsam: Sie sind Objekte im öffentlichen Raum, an denen sich Menschen versammeln und sozialen Zusammenhalt schaffen können. Totemismus als Methodik hat ein großes Potential im Kontext von Interventionen und ich sehe die Notwendigkeit für mich, sie weiter zu entwickeln, auch in ihren Anwendungen in der Gesellschaft. In Verbindung mit 3D-Upcycling-Prozessen passt das ganz gut zu meiner künstlerischen Praxis.

Ein lokaler Ansatz für ein globales Problem

In jüngster Zeit hat sich unser gesellschaftliches Geflecht allmählich in eines verwandelt, in dem Hyperindividualismus und ein Gefühl der Isolation vorherrschen, was zu einem deutlichen Rückgang des sozialen Zusammenhalts führt. Dieser Wandel ist besorgniserregend, insbesondere im Hinblick auf unsere kollektive Beziehung zur natürlichen Umwelt. Dieser Rückgang wird noch verschärft, wenn er mit Geiz, Egoismus und einem Mangel an Empathie einhergeht.

Die Folgen dieses Wandels sind auf globaler Ebene deutlich geworden, mit Krisen und Umweltzerstörung in allen Teilen der Welt. Diese Umstände führen zu einer Dissonanz, da viele Menschen immer noch der Meinung sind, dass der Mensch von Natur aus rechtschaffend ist. Angesichts der Komplexität dieser Probleme kann es schwierig sein, zu erkennen, wo ein Wandel eingeleitet werden soll. Dies veranlasste mich dazu, über Veränderungen auf persönlicher Ebene nachzudenken, und zwar direkt vor meiner eigenen Haustür.

Ich kam zu der Erkenntnis, dass die Grundlage einer nachhaltigen Ökologie ein robuster sozialer Zusammenhalt voraussetzt. Diese Erkenntnis spiegelt die Worte von Buckminster Fuller wider, der sagte, wie man dies erreichen kann.

“Wenn du ändern willst wie jemand denkt, gib es auf; du kannst nicht ändern, wie ein anderer denkt. Gib ihnen ein Werkzeug, dessen Gebrauch sie dazu bringt, anders zu denken.”

In einem Moment der Offenbarung kam mir die Idee, dass der Totemismus in Verbindung mit einfachen Aktionen, die einen kollektiven Sinn für Ziele und eine gemeinsame Richtung fördern, sinnvolle Veränderungen ermöglichen könnte. Dieser Ansatz könnte uns in die Lage versetzen, uns wieder mit unserem spirituellen Selbst zu verbinden und unsere Verbindung mit der natürlichen Umwelt, einschließlich all ihrer Insekten und Pflanzen, wiederherzustellen. Diese Verbindung, die wir in den letzten drei Jahrtausenden vergessen zu haben scheinen, unterstreicht unsere Rolle als kleiner Teil eines viel größeren Gewebes. Sie unterstreicht die Tatsache, dass wir nicht in Isolation leben können, sondern gemeinsam zurechtkommen müssen.

BIO

Hans Kalliwoda

Seit den 1980er Jahren widmet sich Hans Kalliwoda in seinem künstlerischen Schaffen der Einbeziehung des Publikums in seine Werke, Installationen und Interventionen. Man kann seine Arbeit als bahnbrechend, avantgardistisch und metamodern charakterisieren und sie an der Spitze des zeitgenössischen künstlerischen Ausdrucks positionieren. Seine konzeptionellen Kreationen haben durch Ausstellungen in zahlreichen internationalen Galerien, Museen und öffentlichen Räumen Anerkennung erlangt.

Kalliwodas Interventionen im öffentlichen und semi-öffentlichen Raum drehen sich um Themen wie Identität, Nachhaltigkeit und Ökologie. Diese Projekte zeichnen sich durch einen experimentellen Charakter, eine dauerhafte Präsenz und einen interdisziplinären Ansatz aus, der von einer Komplexität geprägt ist, die seinem unerschütterlichen Pioniergeist gerecht wird. Das Ergebnis dieser Bemühungen zeugt von seinem außergewöhnlichen Fachwissen und seiner Fähigkeit, Synergien zwischen verschiedenen Bereichen zu schaffen, die die herkömmlichen Grenzen überschreiten. Im Rahmen seiner Autonomie und Mobilität dient Kalliwoda oft und gerne als Versuchsperson für seine eigenen experimentellen Arbeiten.

Kalliwoda konzipierte und leitete den Europartrain, ein fünfjähriges Projekt, das durch ganz Europa reiste, in 23 Bahnhöfen ausgestellt wurde und mehr als 100 000 Besucher anzog. Dank seines großartigen Teams veröffentlichte er außerdem sechs Bücher und einen Dokumentarfilm, die in Bibliotheken von vielen Kunstzentren wie der Tate London und dem Stedelijk Museum Amsterdam ausliegen. Der Zug sammelte dynamisch Waggons aus jedem europäischen Land und förderte so die kulturelle Interaktion. In jeder Stadt, die er besuchte, wurden Festivals, Ausstellungen und Manifestationen organisiert. Die Besucher konnten den gesamten Kontinent durchqueren, indem sie durch die Waggons liefen, ohne dass sich der Zug bewegte.

In seiner Funktion als Mitbegründer und Direktor der gemeinnützigen Blindpainters Foundation setzt sich Kalliwoda seit fast 30 Jahren für eine ganzheitliche Vision einer nachhaltigen künstlerischen Praxis ein. Mit dieser Stiftung hat er erfolgreich ein alternatives Paradigma zum konventionellen Kunstbetrieb aufgezeigt und unabhängige Projekte geschaffen, die die Schnittpunkte von Kunst, Wissenschaft und Aktivismus erforschen.

Kalliwodas ehrgeiziges Projekt, das Future Pollination Lab (auch bekannt als World in a Shell), ist eine Fortsetzung seiner langjährigen Tradition der Erforschung und des Austauschs. Dieses Interventionsprojekt brachte von 2000 bis 2005 neue Paradigmen und Programme in die Technische Universität Delft ein und ist ein Beispiel dafür, wie sein Enthusiasmus für den interkulturellen Austausch eine aktive Beteiligung fördert.

Zwischen 2013 und 2017 arbeitete er als PhDc. Art Researcher (ext. PhD) an der Universität Leiden. Auf der Grundlage seiner umfangreichen kuratorischen Erfahrungen hat er innovative Vermittlungsmethoden entwickelt, die uns dazu bringen, Ausstellungspraktiken neu zu konzipieren, die für unsere heutige Zeit relevant sind. Seine interdisziplinäre Arbeitsweise und die Schaffung dezentraler imaginativer Konstrukte zeugen von seinem unnachgiebigen Engagement, sich jeder kreativen Herausforderung zu stellen.

Als Co-Direktor des TuDelft Urban Ecology and Ecocities Lab arbeitet Kalliwoda derzeit in internationaler Zusammenarbeit mit Akademikern und Fachleuten an der Entwicklung neuer Methoden für die Umwandlung städtischer Gebiete in Naturreservate für Bestäuber.

Mit seiner interaktiven Kunst und seinen symbiotischen Abenteuern bringt Kalliwoda Elemente der Romantik und der Utopie in das Gewebe unserer gegenwärtigen Realität ein und überbrückt so die Kluft zwischen imaginären Idealen und greifbaren Erfahrungen im Hier und Jetzt.

Vorträge & Symposien (Auswahl)

Blueprints of Tomorrow, Starship Earth, Designmai, Berlin, 2005
Art-Architecture-Science in Sustainability, V2_, Institute für instabile media, Rotterdam, 2010
Radius of Art, Heinrich Böll Stiftung, Berlin, 2012
While the Gods are absent, Kuru Trust, D’Kar, Botswana, 2012
Art and research at the outer most limits of location specificity, Parsons School of Art and Technology,
NY, NY, 2014

Ausstellungen (Auswahl)

Museumpark Rotterdam, Architecture Institute and V2_, 2010
Conflicts/resolution, OSCE, Sammlung Essel, Klosterneuburg Wien, 2003
DeLeon White Gallery, Toronto, 1997
Forte – Pianofabriek, Brussels, 1997
La genie de Bastille, Paris, 1993
Cher Gallery, Tobacco Docks, Docklands, London 1991
Winsor-Betts Gallery, Santa Fe, New Mexico, 1989
La Mama‘s La Galeria‘, NY, NY, 1989
Cavendish Square, Cape Town, 1987

Auszeichnungen (Auswahl)

EU Kaleidoscope Program
ECF (European Cultural foundation)
Apex changes
Mondriaan foundation
Napa/Katuak, Greenland research grant
Soros funds (Serbia and Hungary)

Projekte

Videos

It’s the most beautiful day, today

Europartrain

Kunst, Architektur, Wissenschaft

Wohnen im Klimawandel

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